Selbstreflexion
Ziel der Selbstreflexion ist ein vertieftes Verständnis der eigenen Person. In der Selbstreflexion richtet sich der Blick auf die eigene Person und die Rolle als Erzieher/in. Selbstreflexion zielt auf eine umfassendere Wahrnehmung des eigenen Handelns, seiner Motive und der mitschwingenden emotionalen Themen.
Selbstreflexionsaufgabe
Titel:
„Geschichte, Werte und Identität – Was bedeuten mir die vermittelten Inhalte des Preußenmuseums und des Kaiser-Wilhelm-Denkmals?“
Einleitung
Die historische Entwicklung von Werten, Staatlichkeit und individueller Verantwortung lässt sich an Orten wie dem Preußenmuseum in Minden oder dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal besonders anschaulich nachvollziehen. Die dort vermittelten Themen — von den preußischen Reformen über das Ideal des Staatsbürgers in Uniform, von Symbolen und ihren Bedeutungen bis hin zur langen Wirkung monarchischer Nationaldenkmäler — zeigen, wie eng Geschichte, politische Kultur und persönliche Haltung miteinander verknüpft sind. Diese Selbstreflexion soll dir helfen, die im Modul behandelten Inhalte nicht nur verstandesmäßig, sondern persönlich zu verarbeiten: Was bedeuten diese historischen Erfahrungen für deine eigenen Werte, dein Verständnis von Freiheit, Recht, Gemeinschaft und Verantwortung?
Aufgabenstellung
Bitte überlegen Sie sich einen Reflexionstext (ca. 5 bis 7 Minuten freier mündlicher Vortrag), in dem Sie sich mit folgendem Leitfaden auseinandersetzen. Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken – es gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ Antworten.
1. Meine Wertewelt
- Welche Werte sind mir besonders wichtig (z. B. Gerechtigkeit, Loyalität, Freiheit, Menschlichkeit, Sicherheit, Ehre, Mitgefühl, Verantwortung)?
- Woher kommen diese Werte (z. B. Familie, berufliche Ausbildung, Religion, persönliche Erfahrungen, gesellschaftliche Prägung)?
- Wie zeigen sich diese Werte in meinem Alltag – und wo stoßen sie an Grenzen?
2. Gedankenexperiment: persönliche Bedeutsamkeit
Versetzen Sie sich in folgende Situation: Sie führen eine Person durch das Preußenmuseum und anschließend zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Am Ende fragt diese Sie:
„Was davon hat Sie persönlich berührt, beeindruckt oder zum Nachdenken gebracht – und warum?“
3. Rückblick auf historische Verantwortung
Reflektieren Sie, welche Lehren Sie aus den dort präsentierten historischen Entwicklungen, Symbolen und Werten für die Gegenwart ziehen.
4. Fazit: Wer bin ich – und wer will ich sein?
Formulieren Sie ein persönliches Abschluss-Statement, das Ihre Erkenntnisse abschließend bündelt:
-
Welche Werte möchten Sie in Ihrem Handeln vertreten — und warum diese?
-
Welche Aspekte aus dem Preußenmuseum oder dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal haben Ihre Haltung besonders geprägt?
-
Inwiefern sehen Sie sich selbst in Beziehung zur Geschichte, zur Gegenwart und zur Verantwortung für die Zukunft?
-
Wie möchten Sie mit historischen Symbolen und Erinnerungskultur umgehen — kritisch, reflektiert, bewahrend oder gestaltend?
Hinweise zur Bearbeitung
- Die Reflexion soll ehrlich, persönlich und tiefgründig sein.
- Sie müssen keine „moralisch perfekten“ Antworten geben – Widersprüche sind menschlich.
- Sie können gerne persönliche Erfahrungen oder literarische/filmische Bezüge einbringen, wenn diese Ihre Gedanken veranschaulichen.
Beispielstruktur zur Selbstreflexion
Titel:
„Geschichte, Werte und Identität – Was bedeuten Ihnen die vermittelten Inhalte des Preußenmuseums und des Kaiser-Wilhelm-Denkmals?“
Einleitung
- Geben Sie an, ob Sie das Preußenmuseum, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal oder beide Orte reflektieren.
- Halten Sie Ihren ersten Eindruck fest (z. B. Stimmung, Atmosphäre, Überraschungen).
- Fassen Sie zusammen, warum der Besuch bzw. das Thema für Sie persönlich relevant ist.
1. Eigene Wertewelt
- Beschreibung meiner wichtigsten Werte
- Herkunft dieser Werte
- Wie sich diese Werte im Alltag zeigen
- Widersprüche oder Spannungen
2. Gedankenexperiment: persönliche Bedeutsamkeit
Versetzen Sie sich in die Rolle eines Erklärenden: Welche Exponate, Symbole oder Aussagen möchten Sie hervorheben?
Beziehen Sie sich auf Beispiele wie:
- Reformen 1806–1815
- Wandel vom Untertan zum mündigen Bürger
- historische Symbole (Eisernes Kreuz, Fahnen, Uniformen)
- Architektur und Aussagekraft des Kaiser-Wilhelm-Denkmals
Beschreiben Sie, warum gerade diese Elemente für Sie bedeutsam oder bemerkenswert sind.
3. Rückblick auf historische Verantwortung
Nehmen Sie in Ihrer Erklärung auch Bezug auf die historische Verantwortung.
- Welche historischen Entwicklungen wirken bis heute nach — positiv oder kritisch?
- Was bedeuten Ihnen Werte wie Freiheit, Recht, Gleichheit, Verantwortung?
- Welche Gefahren historischer Symbolik oder Erinnerungskultur werden für Sie sichtbar?
- Wo sehen Sie Kontinuitäten, Brüche oder Lernchancen?
- Wie verbinden Sie persönlich Vergangenheit und Gegenwart?
4. Fazit: Wer bin ich – wer will ich sein?
Formulieren Sie ein persönliches Leitbild (ca. 150–250 Wörter).
- Welche Werte möchten Sie bewusst vertreten?
- Wie prägt die Auseinandersetzung mit Geschichte Ihre Haltung heute?
- Welche Verantwortung übernehmen Sie für Ihr Handeln im gesellschaftlichen Kontext?
Schließen Sie mit einer klaren Selbstbeschreibung: „So verstehe ich mich – und so möchte ich als Bürger wirken.“
Musterbeispiel für die Bearbeitung
- Mögliche Definition der Problemstellung
- Mögliche Verfahrensweise der Problemlösung
- Mögliche Darstellung der Problemlösung
Musterbeispiel (anonymisiert)
Titel:
„Geschichte, Werte und Identität – Was bedeuten mir die vermittelten Inhalte des Preußenmuseums und des Kaiser-Wilhelm-Denkmals?“
Einleitung
Ich habe mich in meiner Reflexion mit zwei zentralen Orten der deutschen Erinnerungskultur auseinandergesetzt: dem Preußenmuseum und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Beide Orte wirken auf den ersten Blick historisch weit entfernt, zeigen jedoch in ihrer Gestaltung, ihren Exponaten und den erzählten Geschichten, wie eng Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben bleiben. Besonders beeindruckt hat mich die Mischung aus militärischer, staatlicher und bürgerlicher Geschichte, die zusammen ein Bild von Entwicklungen zeichnet, die bis heute unser Verständnis von Werten, Identität und Verantwortung prägen. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, diese Orte miteinander zu verbinden, um besser zu verstehen, wie historische Symbole, Personen und Ereignisse unser heutiges Selbst- und Gesellschaftsbild beeinflussen.
1. Eigene Wertewelt
Für mich sind Respekt, Verantwortung, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit die wichtigsten Werte. Sie stammen größtenteils aus meiner Erziehung: Meine Eltern haben mir beigebracht, jeden Menschen gleich zu behandeln – unabhängig von Herkunft oder Meinung. In der Schule habe ich gelernt, kritisch zu denken. Im Alltag gelingt mir das oft – aber manchmal merke ich auch, wie leicht man sich in Gruppen anpasst oder schweigt, wenn etwas falsch läuft. Das macht mir zu denken.
2. Gedankenexperiment: persönliche Bedeutsamkeit
Wenn ich jemandem erklären müsste, was mich an diesen Orten besonders bewegt hat, würde ich drei Aspekte hervorheben:
Erstens die Exponate im Preußenmuseum, beispielsweise die Pickelhaube mit dem Adler und der Devise „Mit Gott für König und Vaterland“, die verschiedenen Koppelschlösser, das Bild Scharnhorsts oder die Uniformen verschiedener Epochen. Für mich verdeutlichen sie, wie lange Symbole genutzt wurden, um Identität zu formen, Loyalität zu erzeugen und politische Erwartungen an Bürger zu richten. Gerade in ihrer historischen Distanz machen sie sichtbar, wie stark sich unser Verständnis von Staatsbürgerlichkeit bis heute verändert hat.
Zweitens beeindruckt mich die Symbolkraft des Eisernen Kreuzes und anderer Hoheitszeichen, die über Jahrhunderte immer wieder neu interpretiert wurden. Sie zeigen, dass Symbole nicht statisch sind, sondern ihre Wirkung durch politischen Kontext, Missbrauch, Reform oder Neuausrichtung ständig verändert wird.
Drittens würde ich die Architektur und Wirkung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals hervorheben. Die monumentale Inszenierung Wilhelms I. vermittelt ein Staatsverständnis, das sich klar von unserer heutigen freiheitlichen, demokratischen Grundordnung unterscheidet. Gleichzeitig fordert es uns auf, aktiv darüber nachzudenken, wie Denkmäler Geschichte deuten und welche Rolle wir selbst in der Gestaltung moderner Erinnerungskultur spielen.
Diese Aspekte würde ich betonen, weil sie mich dazu gebracht haben, über meinen eigenen Platz in einer Gesellschaft nachzudenken, die sich ständig weiterentwickelt — und dennoch von ihrer Geschichte geprägt bleibt.
3. Rückblick auf historische Verantwortung
Die Beschäftigung mit diesen historischen Orten hat mir erneut vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich der eigenen Geschichte bewusst zu sein. Aus der Vergangenheit lässt sich vieles ableiten: die Bedeutung von Freiheit, die Notwendigkeit von rechtsstaatlicher Kontrolle, die Gefahren von Autoritarismus oder nationalistischer Symbolpolitik.
Die Beispiele aus dem Preußenmuseum zeigen, wie stark Symbole eingesetzt wurden, um Bindung zu erzeugen — teils positiv im Sinne von Zusammenhalt, teils problematisch im Sinne von Ausgrenzung oder Machtanspruch. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal verdeutlicht, wie Erinnerung instrumentalisiert werden kann, aber auch, wie wir heute bewusst anders erinnern können: multiperspektivisch, kritisch, verantwortungsbewusst.
Für mich bedeutet historische Verantwortung, die Vergangenheit weder zu verklären noch abzuwerten, sondern aus ihr zu lernen. Sie fordert mich auf, mich aktiv mit Geschichte auseinanderzusetzen, um die Werte unserer offenen, demokratischen Gesellschaft zu schützen, zu erklären und im Alltag zu leben.
4. Fazit: Wer bin ich – und wer will ich sein?
Die Auseinandersetzung mit den Exponaten und Denkmälern hat mir geholfen, meine eigenen Werte klarer zu reflektieren. Ich sehe mich als jemanden, der Geschichte nicht als abgeschlossene Erzählung betrachtet, sondern als Grundlage, auf der wir unsere Gegenwart verstehen und unsere Zukunft gestalten.
Ich möchte ein Mensch sein, der Verantwortung übernimmt — nicht nur für sein eigenes Handeln, sondern auch für das gesellschaftliche Miteinander. Werte wie Freiheit, Respekt, Gleichberechtigung und Rechtsstaatlichkeit sind für mich nicht abstrakt, sondern Orientierungspunkte, die ich bewusst in meiner Haltung und in meinem Verhalten sichtbar machen möchte.
Ich erkenne, dass Symbole, Narrative und Denkmäler immer deutungsoffen sind und dass es in meiner Verantwortung liegt, sie kritisch, bewusst und reflektiert zu betrachten. Diese Aufgabe nehme ich an. Mein Ziel ist es, ein Bürger zu sein, der aktiv dazu beiträgt, dass unsere demokratischen Werte nicht nur bestehen bleiben, sondern gelebt und weitergegeben werden.
So verstehe ich mich – und so möchte ich als Bürger wirken.